Digitalisierung hilft im Alltag

Neueste Tools im Autospritzwerk

Digitalisierung hilft im Alltag

4. November 2024 agvs-upsa.ch – Smarte Helfer ermöglichen es heute auch im Carrosserie-Bereich, die Arbeitsabläufe zu optimieren und wertvolle Zeit durch effiziente Farbtonbestimmung oder schnelleres Abmischen zu gewinnen. Die Autospritzwerk André Kiser AG aus Kägiswil OW zeigt, was alles möglich ist. Jürg A. Stettler

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Werkstattchef Simon Küchler, Geschäftsführer André Kiser und Rolf Egger, technischer Leiter bei der Belfa, vor dem automatisierten Farbmischsystem MoonWalk von PPG (v. l. n. r.). Fotos: Autospritzwerk André Kiser AG

Das kleine Örtchen Kägiswil dürften die wenigsten kennen; am ehesten vielleicht Hobbypiloten, die hier auf der 780 Meter langen Piste des ehemaligen Militärflugplatzes im Norden von Sarnen starten und landen. In der kleinen Obwaldner Gemeinde liegt mit Sicht aufs ganze Tal genau zwischen A8 und der Kernserstrasse die Autospritzwerk André Kiser AG. Der 1986 gegründete Familienbetrieb ist Spezialist für Unfallschäden, Fahrzeugpflege und Speziallackierungen. Das Team um Geschäftsführer André Kiser übernimmt für Kunden auch das Schadenmanagement, verhandelt mit Versicherungen und zuständigen Versicherungsexperten und repariert die Fahrzeuge gemäss Herstellerrichtlinien in Originalqualität.

Infrastruktur auf neustem Stand 
Die genannten Leistungen brauchen Expertise, Know-how und natürlich eine gute Ausrüstung, um nach Unfall-, Hagel- oder Lackschäden oder bei einer Neulackierung effizient zu arbeiten. Auch bei den Speziallackierungen und Restaurationen bis hin zur Keramikversiegelung sind neben Erfahrung und guter Ausbildung stets auch die richtigen Tools gefragt. «Unsere Infrastruktur wird laufend auf den neusten Stand gebracht», hält André Kiser fest. Dabei setzt die André Kiser AG unter anderem auf Produkte und Tools der Belfa AG in Glattbrugg ZH, der Schweizer Importeurin von PPG-Lacken. Die Obwaldner Profis mischen die Farben nicht mehr selbst, sondern lassen mischen. Dazu haben sie in die digitale Linq-Plattform von PPG investiert. Diese sorgt von der Farbtonfindung über den Mischprozess bis hin zum Lackierprozess für effiziente Abläufe.

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Die Farbtonmessung dauert für Simon Küchler und die anderen Mitarbeitenden der Autospritzwerk André Kiser AG mit dem PPG DigiMatch lediglich noch etwa 30 Sekunden.

Das Farbmischsystem PPG MoonWalk beispielsweise reduziert die Mischzeiten und verringert gleichzeitig den Materialverbrauch. «Durch den Einsatz des MoonWalk gewinnen wir pro Ausmischung fünf bis zehn Minuten. Und dies bei höherer Qualität und Genauigkeit», nennt Werkstattchef Simon Küchler eine konkrete Effizienzsteigerung. Das automatisierte Mischsystem besteht aus zwei Schrankteilen und bietet Platz für 80 Steckeinheiten für die Gebinde. Die aktive Reihe, mit welcher der halbautomatisierte Mischroboter arbeitet, hat 13 Positionen, so dass Platz für zehn Mischlacke, ein Additiv, einen Verdünner sowie eine Reservestelle da ist. «Ein weiterer Vorteil ist», ergänzt Küchler, «dass der MoonWalk die Farben immer genau mischt – bis auf zwei Dezimalstellen genau!» Um derart genau zu sein, übernimmt das Ausmischen von 0,1 Gramm bis 2,2 Kilo eine Ultrapräzisionswaage. Das Autospritzwerk nutzt jedoch nicht nur diesen Teil der Linq-Plattform von PPG, sondern hat auch schon das innovative Farbtonmessgerät «PPG DigiMatch» und die digitale Farbtonvisualisierung «PPG VisualizID» im Einsatz.

«Dies sind alles praktische Hilfsmittel, dank denen wir schneller und einfacher zum Farbton gelangen», erläutert Küchler. Doch lohnt sich PPG Linq auch für kleinere Carrosserie Betriebe oder erst ab einer bestimmten Grösse? Der Werkstattchef überlegt nur kurz: «Man muss sich mit diesen Hilfsmitteln auseinandersetzen und sie im Alltag einsetzen. Es spricht nichts dagegen, dass man selbst als Zwei-Mann- oder-Frau-Betrieb damit arbeitet. Bei einem kleinen Betrieb ist vielleicht der Ablauf bei der Farbtonsuche noch anders und ist es vielleicht schwieriger, von einer gewohnten Routine abzuweichen.»

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Das Farbtonvisualisierungsprogramm VisualizID gleicht die Messung mit der grossen PPG-Lackdatenbank ab und erlaubt eine schnelle und sichere Farbtonidentifizierung.

Durchdachte Abläufe erhöhen Effizienz 
Die Effizienz durch die durchdachte Abwicklung der Farbtonsuche mit dem digitalen Farbtonmessgerät, das in durchschnittlich etwa 30 Sekunden dank sechs Kamera- und sechs Reflexionswinkeln die Farb- und Texturinformationen erfasst, sei beeindruckend, führt Küchler aus – und ebenso die digitale Visualisierung. Was er damit meint, demonstriert er sogleich am Bildschirm, auf dem ihm das Visualisierungsprogramm nach der Farbtonmessung eine Palette passender Farbtöne anzeigt; bei heutigen Lackfarben mit speziellen Nuancen und drei bis vier Schichten eine grosse Erleichterung. «Wir haben zwar eine eigene Farbmusterkartei mit rund 5000 eigens lackierten Musterplatten, auf die wir ebenfalls noch zurückgreifen könnten. Bei neuen Farbtönen, die wir nicht in der Kartei haben, finden wir die Rezeptur aber so viel schneller», erklärt Simon Küchler und wechselt auf dem Bildschirm die Ansicht des Lackbeispiels mit wenigen Klicks. Links wird ihm der gemessene Farbton dargestellt und rechts das allenfalls passende Farbbeispiel aus der Datenbank. Noch kurz ein Flop und eine Ansicht im 15-Grad-Winkel, dann ist der Profi zufrieden: Der Ton passt! «Auch Lichtverhältnisse lassen sich damit variieren und simulieren. Aber: Das Okay gibt am Schluss immer noch der Lackierer, nicht der Computer. Daher muss das Verständnis für die Farbtonidentifizierung weiterhin vorhanden sein. Denn es gibt auch Farben, wo wir selbst abtönen müssen.»

Auch in der Ausbildung top 
Küchlers Ziel ist es daher auch nicht, dass die digitalen Helfer wichtiges, handwerkliches Know-how ersetzen. Sondern vielmehr «dass wir fast keine Muster mehr lackieren und die Fehlerquoten im teils hektischen Alltag durch automatisierte Abläufe sehr gering halten». Von diesem topmodernen Umfeld in Kägiswil profitierten auch die frisch diplomierte Carrosserielackiererin EFZ Nicole Ettlin oder Svenja Barmettler, eine weitere Lernende. Denn der Betrieb geht auch beim Thema Fachkräftemangel mutig voran: Alle zwei Jahre startet eine Lernende oder ein Lernender die vier Jahre dauernde Ausbildung zur Carrosserielackiererin oder zum Carrosserielackierer. Dieses grosse Engagement für die Ausbildung von Nachwuchskräften hat dem Mitgliedsbetrieb des Carrosserie-Netzwerks «Certified First Switzerland» zudem das Label eines Topsausbildungsbetriebs der Stufe 2 eingebracht. Eine Auszeichnung, die nur Betriebe erhalten, die sich besonders intensiv für die Ausbildung von jungen Menschen engagieren.

Weitere Infos unter: andrekiser.ch, belfa.ch
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