21. Februar 2023 agvs-upsa.ch – 1973 nahm der TCS zum ersten Mal Pneus genauer unter die Lupe. 50 Jahre danach testete er zum grossen Jubiläum mit seinen Partnern deshalb 50 Reifen der Dimension 205/55 R16 91V. Zudem wird eine neues Bewertungssystem eingeführt, das Fahrsicherheit und Umweltbilanz der ­Gummis beinhaltet – Hürden, die nicht alle Reifen schafften.

Mit Reifen der Dimension 205/55 R16 91V wurde die in der unteren Mittelklasse am meisten genutzten Pneus untersucht. Fotos: TCS

jas/pd. Der TCS-Reifentest erlaubt seit 50 Jahren einen einzigartigen, unabhängigen Quervergleich zwischen den einzelnen Reifen auf dem Markt. Er ist daher für Endkundinnen und -kunden genauso relevant wie für Garagisten für die Beratung. Im diesjährigen Sommerreifentest wurden wegen des 50-Jahr-Jubiläums insgesamt 50 Reifentypen der Dimension 205/55 R16 91V getestet. Bei dieser Dimension handelt es sich um die in der unteren Mittelklasse am meisten verbreiteten Pneus, die perfekt für Fahrzeuge wie etwa einen Skoda Octavia, Ford Focus, Mazda 3 oder auch VW Golf passen. Alle Reifen wurden bezüglich Fahr- und Sicherheitseigenschaften sowie nach Komfort-, Wirtschaftlichkeits-, Umwelt-, und Nachhaltigkeitsaspekten beurteilt.

Gesamthaft wurden die Reifen in 15 verschiedenen Kriterien bewertet, unter anderem auf das Fahrverhalten auf nasser Fahrbahn.
 
Zum Jubiläum führte der TCS mit seinen Partnern zudem eine neue Zwei-Säulen-Bewertung ein. Das Gesamtresultat wird künftig aus der Säule Fahrsicherheit (70 Prozent) und Umweltbilanz (30 Prozent) errechnet. Die Fahrsicherheit setzt sich aus den bereits bekannten Kriterien Fahrverhalten auf trockener und nasser Fahrbahn zusammen. In die Bewertung der Umweltbilanz fliessen bereits bislang erhobene Kriterien wie prognostizierte Laufleistung, Treibstoffverbrauch oder Geräusche ein. Neu wird auch Abrieb, Reifengewicht sowie Nachhaltigkeit (Produktionsstätten bzw. die dazugehörigen Zertifikate) untersucht. Ausserdem wird analysiert, ob der Reifen neu- oder runderneuert ist oder ob am Reifen Produktionsrückstände vorhanden sind, die auf den ersten Kilometern unkontrolliert und unnötig in die Umwelt gelangen können. Ob Giftstoffe im Gummi der 50 Reifen sind, wurde im Rahmen einer Schadstoffanalyse ebenfalls geprüft.

Viel Arbeit für die Testcrew in der Wekstatt, denn 2023 wurden zum grossen Jubiläum nicht weniger als 50 verschiedene Reifen getestet.

Im Test – die detaillierten Resultate gibt es auf den folgenden Seiten – schnitten 10 Reifen mit der Endbewertung «sehr empfehlenswert», 21 mit «empfehlenswert», 12 Reifen mit «bedingt empfehlenswert» und 7 mit «nicht empfehlenswert» ab. Besonders bei den sicherheitsrelevanten Kriterien wie Tests auf nasser Fahrbahn zeigten sich frappante Unterschiede. Hier stellten Reifen, die als «nicht empfehlenswert» eingestuft wurden, teilweise ein massives Sicherheitsrisiko dar. Zum Veranschaulichen: An der Stelle, wo ein Continental Premium Contact 6 zum Stehen kommt, fährt ein Auto mit einem Double Coin DC99 wegen des längeren Bremsweges noch 25 Meter weiter. Damit hat es auf Höhe des Continental-Bremspunktes noch eine Restgeschwindigkeit von satten 52 km/h. Trifft ein Auto mit diesem Tempo auf einen erwachsenen Fussgänger oder gar auf ein Kind, kann dies tödliche Folgen haben.

Auch die Umweltbilanz der Reifen ist neu relevant fürs Gesamtergebnis. Sie schlägt im neuen Zwei-Säulen-Bewertungssystem mit 30 Prozent zu Buche.

Grosse Unterschiede offenbarten sich auch bei der Umweltbilanz, wo der Michelin E.Primacy die Messlatte setzt. Er bietet mit der niedrigsten Reifenprofiltiefe aller Testreifen (6,2 mm) nicht nur die höchste prognostizierte Reichweite (rund 71’500 km), sondern setzt mit dem niedrigsten Abrieb im Test die Bestmarke. Und er ist mit rund 8 kg ein im Durchschnitt leichter Reifen, mit dem beim Testfahrzeug ein aufs Testfeld bezogener geringerer Verbrauch erzielt werden kann. Kehrseite der Medaille: Er weist deutliche Nachteile bei der Fahrsicherheit auf und wird daher nur als «bedingt empfehlenswert» bewertet.

Hier geht es zum PDF mit allen Resultaten
 
Reto Blättler, Projektleiter Reifentest beim TCS, und seine Kollegen nahmen beim 50-Jahr-Jubiläum des TCS-Reifentests auch 50 Pneus genauer unter die Lupe.