7. Tag der Bündner Garagisten
Von Schnaps, Sägemehl und neuen Steuern
11. April 2025 agvs-upsa.ch – Am 7. Tag der Bündner Garagisten erhielten die AGVS-Mitglieder in Klosters einen exklusiven Einblick in die Strassensteuerpläne des Kantons, zu verschiedenen Spirituosen und erfuhren, worauf sich Spitzenschwinger am ESAF freuen und wie man KI im Garagenalltag einsetzen kann. Jürg A. Stettler
AGVS-Sektionspräsident Andri Zisler am 7. Tag der Bündner Garagisten. Fotos: AGVS-Medien
«In Graubünden gibt es mehr Autos als im Schweizer Schnitt. Und die Mobilität wird nicht verschwinden. Unsere Branche bleibt von grosser Bedeutung, denn gerade in unserer Region ist der ÖV keine valable Option», machte AGVS-Sektionspräsident Andri Zisler zum Auftakt des 7. Tag der Bündner Garagisten klar. Gleichzeitig sei dies genau die grosse Chance für die Garagen. «Dazu braucht es ein funktionierendes Werkstattnetz. Wir vom AGVS wollen dafür beste Rahmenbedingungen schaffen, damit Sie als Betrieb eine erfolgreiche Zukunft haben», erklärte Zisler weiter. «Und wir sind nicht nur der Verband für Aus- und Weiterbildung, wir wollen auch eine starke Stimme für die Mobilität sein.» Bei seiner kurzen Begrüssung verriet danach Klosters’ Gemeindepräsident Hansueli Roth, dass für seine Gemeinde mit seinen acht Fraktionen im obersten Prättigau das Auto eine wichtige Rolle spiele. An die Garagisten als Unternehmer richtete er sich mit folgenden Worten: «Wir sind auch mit den Steuern recht zurückgegangen und darum durchaus attraktiv.»
Claudio Reich, Amtsleiter des Strassenverkehrsamts Graubünden.
Revision der Strassenverkehrssteuer
Claudio Reich, Amtsleiter des Strassenverkehrsamts Graubünden, brachte den rund 100 Anwesenden am 7. Tag der Bündner Garagisten die Herausforderungen bei der Revision der Strassenverkehrssteuer näher. Nicht ohne zuvor den Garagisten für die ausgezeichnete Zusammenarbeit, auch beim RBV, zu danken. Die neue Verkehrssteuer muss der sich wandelnden Zusammensetzung der Fahrzeugflotte Rechnung tragen. «Nur weiss niemand, wie die Verteilung von Elektro zu Verbrenner genau aussieht. 2035 sollen es etwa 50:50 sein. Das ist die Theorie», so Reich. «2045 wird mit 85 Prozent E-Autos gerechnet. Das heisst, wenn wir mit den 80 Prozent Rabatt für Elektroautos weiterfahren, haben wir bald keine Einnahmen mehr», daher müsse man die Strassenverkehrssteuer zwingend anpassen.

Drei neue Steuermodelle
Diese Steuer sollte in Zukunft eine technologische Neutralität bieten. Dann müsse sie ertragsneutral und -stabil sein und weiterhin 85 Millionen, und dies auch in den kommenden Jahren, in die Kassen spülen. Zum Schluss müsse sie eigentlich auch noch eine Zunahme der nachhaltigen Fahrzeuge bringen. «Aus all diesen Anforderungspunkten haben wir drei Steuermodelle erarbeitet, die wir nun vorschlagen. Und wichtig: Wir wollen anders als andere Kantone den Bonus nicht nur beim Kauf eines Neuwagen, sondern auch bei Occasionen haben», verriet der Amtsleiter weiter. «Es gibt auch keinen Malus für Verbrenner, der Elektro wird teurer als heute. Wir machen dem Parlament auch klar, dass wir das Ganze 2035 nochmals anpassen müssen.»
Andri Zisler (links) überreicht Technik-Chef Jon Andrea Parli ein wohlverdientes Geschenk.
Beim Steuermodell B nutze man einen sogenannten Well-to-Wheel-Ansatz, schaue sich also den Verbrauch von der Energiequelle bis zum Rad an. «Dieses Modell hat den Nachteil, dass die Ansätze immer wieder neu angepasst werden müssten, weil die Autos ja in der Tendenz nachhaltiger werden», erläuterte Claudio Reich. Bei Steuermodell C, das besonders «grün» sei, werde noch mit einem zusätzlichen Gewichtsfaktor gearbeitet. «Wir empfehlen das Modell A, da es auch einfach im Vollzug ist und eine gute Abbildung der Tarifstruktur ermöglicht», meinte er abschliessend und schien selbst gespannt, für welches Modell man sich am Schluss entscheidet. Im Anschluss an diese spannenden Ausführungen dankte Andri Zisler dem am 1. August 2025 nach 38-jähriger Tätigkeit in Pension gehenden Technik-Chef Jon Andrea Parli für die sehr gute Zusammenarbeit mit den Garagen und Garagisten in all diesen Jahren.
Gastreferentin Ilona Camenzind (links) mit Moderatorin Adrienne Krättli.
Feuchtfröhliche Auflockerung
Zur Auflockerung erklärte dann Gastreferentin Ilona Camenzind, wieso sie unter Sprit etwas anderes versteht als die meisten Garagisten. Die Spirituosen-Sommelière und Brennmeisterin bei Kindschi Söhne AG, wo der berühmte Bünder Röteli hergestellt wird, lieferte eine spannende Einführung in die Welt der Hochprozentigen. «Ab 15 Volumenprozent oder mehr spricht man von Spirituosen. Ab 60 Volumenprozent hat man zwar noch Aroma, ab 80 ist der Geschmack neutral und man ist eher bei einem Wodka», führte sie aus. Und weil die einst typischen Schweizer Fruchtbrände nicht mehr so gefragt sind, gab Camenzind noch Tipps zu Whisky, Tequila und «den Mezcal, dessen kleineren Bruder, den man kaum kennt. Wenn man rauchige Whisky mag, dann sollte man ihn versuchen. Und bitte: Teure Whisky nicht mit Cola-Cola mischen, das wäre mein Anliegen», sagte sie zum Schluss und hatte die Lacher auf ihrer Seite.
Regierungsrat Peter Peyer.
Ärger über Parkplatzgebühren
Die erntete auch Regierungsrat Peter Peyer mit seiner Bemerkung, dass es nur ein Gerücht sei, dass Jon Andrea Parli schon dabei gewesen sei, als vor genau 100 Jahren das Fahrverbot für Autos auf Bünder Strassen gefallen sein. «Wir sind immer gut gefahren, wenn wir einander zugehört und miteinander diskutiert haben, mitunter auch hart», führte Peyer aus. «Und dann gemeinsam nach Lösungen gesucht haben. Ob es dabei um CO2 geht, Elektroauto oder auch neue Strassensteuern. Ich danke Ihnen im Namen der Bündner Regierung, für Ihren Einsatz!» Und er versprach den Garagistinnen und Garagisten auch Besserungen bezüglich der Parkplatzgebühren, die beim Strassenverkehrsamt erhoben werden. «Wir wissen von Ihrem Ärger, sind dran mit dem zuständigen Departement und wollen eine kundenfreundliche, praktikable Lösung finden.»
Nutzfahrzeuge-Spezialist Carlo Ronner im Gespräch.
Drei Bereiche, drei Einblicke
Moderatorin Adrienne Krättli befragte dann auf eloquente und sympathische Art die drei AGVS-Bereichsverantwortlichen Carlo Ronner (Nutzfahrzeuge), Ronny Tuffli (Berufsbildung) und Urs Rüedi (Pannen- und Unfalldienst) zu den wichtigsten Details ihrer Bereiche. Carlo Ronner erwähnte die schwierige Situation für die Unternehmer, die trotz sehr geringer Dichte von Nutzfahrzeugen mit alternativen Antrieben schon in Werkzeuge, Diagnosegräte und vieles mehr investieren sollten. «Auch die Digitalisierung wird bei uns immer wichtiger. Kunden wollen möglichst viele Aufgaben abgeben und Garagisten werden zu umfassenden Mobilitätsmanagern. Zudem wollen Kunden nur noch einen Ansprechpartner, auch bei Auf- und Anbauten. Es wird immer schwieriger, all diese Bedürfnisse zu erfüllen», so der Nutzfahrzeug-Experte.

Ronny Tuffli (links) gab unter anderem Auskunft zur neuen Bildungsverordnung.
Ronny Tuffli wies auf die neue Bildungsverordnung hin, die nächstes Jahr in Kraft tritt, und brach eine Lanze für den AGVS-Eignungstest. «Er ist seit letztem Jahr gratis, und es wurden 25 Prozent Eignungstests gemacht. Er gibt einen sehr guten Hinweis, ob ein Schnupperlehrling eine zwei-, drei- oder vierjährige Lehre machen sollte, um ein erfolgreiches QV hinzulegen – lassen Sie diesen Eignungstest unbedingt machen», so Tuffli. Und Urs Rüedi verdeutlichte, dass auch die Aufgaben im Pannen- und Unfalldienst sich durch die Zunahme der E-Fahrzeuge verändert habe. «Vier blockierte Räder trifft man heute immer häufiger an. Und vermeintlich kleine Pannen entwickeln sich rasch zu grossen Pannen», so Rüedi. «So nebenbei geht das in Zukunft nicht, aber es bleibt eine spannende Nische, vielleicht auch für Garagisten, die ihre Marke verlieren und ein zusätzliches Standbein aufbauen wollen.»
Urs Rüedi wies auf die Herausforderungen im Pannendienst hin.
Das neue Budget und die Mitgliederbeitragshöhe wurden im Anschluss von allen einstimmig genehmigt, ehe Jan Giger das Projekt Ausbildungslöhne vorstellte, das den Bünder Garagisten Klarheit geben soll, ob es strukturelle Anpassungen bei den Löhnen der Lernenden geben muss, um im Zuge des Fachkräftemangels bestehen zu können. Mit 25 Ja gegen 7 Nein und Enthaltung gaben die AGVS-Mitglieder grünes Licht, damit die Studie zusammen mit der Fachhochschule Graubünden aufgegleist werden kann. Schon aufgegleist, damit in Graubünden – wie schon in anderen Kantonen ebenfalls – nicht nur Lernschwache, sondern künftig auch die Lernstarken unterstützt werden können, ist «Grischa Auto Elite». Das Förderprogramm soll dafür sorgen, dass die besten Mechatroniker pro Jahrgang dereinst den Kanton noch erfolgreicher an SwissSkills oder gar WorldSkills vertreten können.
Markus Aegerter von der AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Branchenvertretung.
KI im Garagen-Alltag
In seinem Gastbeitrag zeigte dann Markus Aegerter von der AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Branchenvertretung, wie man als Garagist von Künstlicher Intelligenz (KI) profitieren kann. «Wir sollten sie sinnvoll einsetzen, ohne dabei den Menschen aus den Augen zu verlieren», so Aegerter. «KI kann Aufgaben erledigen, aus Datenmengen Schlüsse ziehen.» Bei der Fehlersuche und der Diagnose könne KI Leitplanen liefern, wie man vorgehen soll, oder sie helfe auch bei der automatisierten Terminplanung. KI eigne sich, um die Arbeitslast besser zu verteilen und könne die Effizienz bei der Lagerverwaltung verbessern. «Arbeitsplätze fallen durch KI nicht weg, aber es kann eine Entlastung von Routinearbeiten bedeuten, und die Mitarbeitenden können sich um anspruchsvollerer Dinge kümmern», beruhigte Markus Aegerter. «Und wichtig: Auch mit KI bleibt die menschliche Interaktion mit den Kundinnen und Kunden entscheidend. KI ist ein Tool und kein Ersatz für einen Mitarbeitenden. Sie hat ein grosses Potenzial auch im Garagengewerbe, aber es ist wichtig, dass der Mensch damit nicht in den Hintergrund rückt!»
Spitzenschwinger Christian Biäsch und Mario John, Vizepräsident des ESAF 2025 in Mollis, mit Moderatorin Adrienne Krättli (v.l.n.r.)
Schlussgang und Sägemehl
Bevor zu elektrifizierten Benzingesprächen beim Apéro und einem gemeinsamen Abendessen gestartet wurde, erhielten die Bünder Garagistinnen und Garagisten noch einen Einblick in den Schwingsport von Spitzenschwinger Christian Biäsch und Mario John, Vizepräsident des ESAF 2025 in Mollis GL. Vollblutschwinger Biäsch mit seinen bislang 19 Kränzen sieht sich bereit für die neue Saison: «Das Wintertraining war sehr streng, aber man zehrt davon im Sommer. Gross geändert habe ich an der Vorbereitungen nichts. Wenn es in der Saison vor dem EASF funktioniert, dann wird es auch in einer ESAF-Saison funktionieren.» Und das wird eine grosse «Kiste» in Glarus, wie Mario John allen verdeutlichte: «Das ESAF Chur 1995 hatte noch ein Budget von 5,5 Millionen, dreissig Jahre danach haben wir ein Budget von 43 Millionen, 180 Leute im OK sowie 8000 Gastgeberinnen und Gastgeber, wie wir die Freiwilligen nennen. Am letzten ESAF kamen 400'000 Besucher, und wir erwarten in Mollis etwa gleich viele. Die Arena fasst wieder 56’500 Leute, grösser geht gar nicht.»
Spitzenschwinger Christian Biäsch.
Auf diese grosse Kulisse freut sich Schwinger Biäsch: «Bei einem kleineren Kranzfest, da ist man eher unter den Leuten. Ein megaspezieller Moment am ESAF ist, wenn am Morgen die Hymne gespielt wird, das ist ein Hühnerhautmoment!» Biäsch erklärte zudem, dass sein ESAF-Ziel sei, offensiv und gut zu schwingen. «Er ist recht bescheiden», wirft Mario John ein. «Sein Ziel muss der Eidgenössische Kranz sein, auf dem Niveau ist er jetzt!» Und auf die kecke Frage von Moderatorin Adrienne Krättli, zu welchem Traumauto ein Schlüssel im Gabentempel denn passen müsste, verriet der ESAF-Vizepräsident diplomatisch: «Zu einem Suzuki, die unterstützen uns als Goldsponsor in Mollis sehr stark.» Und Ford-Fahrer Biäsch ergänzte verschmitzt: «Einen VW- oder Audi-Schlüssel würde ich schon noch nehmen vom Gabentempel.»

«In Graubünden gibt es mehr Autos als im Schweizer Schnitt. Und die Mobilität wird nicht verschwinden. Unsere Branche bleibt von grosser Bedeutung, denn gerade in unserer Region ist der ÖV keine valable Option», machte AGVS-Sektionspräsident Andri Zisler zum Auftakt des 7. Tag der Bündner Garagisten klar. Gleichzeitig sei dies genau die grosse Chance für die Garagen. «Dazu braucht es ein funktionierendes Werkstattnetz. Wir vom AGVS wollen dafür beste Rahmenbedingungen schaffen, damit Sie als Betrieb eine erfolgreiche Zukunft haben», erklärte Zisler weiter. «Und wir sind nicht nur der Verband für Aus- und Weiterbildung, wir wollen auch eine starke Stimme für die Mobilität sein.» Bei seiner kurzen Begrüssung verriet danach Klosters’ Gemeindepräsident Hansueli Roth, dass für seine Gemeinde mit seinen acht Fraktionen im obersten Prättigau das Auto eine wichtige Rolle spiele. An die Garagisten als Unternehmer richtete er sich mit folgenden Worten: «Wir sind auch mit den Steuern recht zurückgegangen und darum durchaus attraktiv.»

Revision der Strassenverkehrssteuer
Claudio Reich, Amtsleiter des Strassenverkehrsamts Graubünden, brachte den rund 100 Anwesenden am 7. Tag der Bündner Garagisten die Herausforderungen bei der Revision der Strassenverkehrssteuer näher. Nicht ohne zuvor den Garagisten für die ausgezeichnete Zusammenarbeit, auch beim RBV, zu danken. Die neue Verkehrssteuer muss der sich wandelnden Zusammensetzung der Fahrzeugflotte Rechnung tragen. «Nur weiss niemand, wie die Verteilung von Elektro zu Verbrenner genau aussieht. 2035 sollen es etwa 50:50 sein. Das ist die Theorie», so Reich. «2045 wird mit 85 Prozent E-Autos gerechnet. Das heisst, wenn wir mit den 80 Prozent Rabatt für Elektroautos weiterfahren, haben wir bald keine Einnahmen mehr», daher müsse man die Strassenverkehrssteuer zwingend anpassen.

Drei neue Steuermodelle
Diese Steuer sollte in Zukunft eine technologische Neutralität bieten. Dann müsse sie ertragsneutral und -stabil sein und weiterhin 85 Millionen, und dies auch in den kommenden Jahren, in die Kassen spülen. Zum Schluss müsse sie eigentlich auch noch eine Zunahme der nachhaltigen Fahrzeuge bringen. «Aus all diesen Anforderungspunkten haben wir drei Steuermodelle erarbeitet, die wir nun vorschlagen. Und wichtig: Wir wollen anders als andere Kantone den Bonus nicht nur beim Kauf eines Neuwagen, sondern auch bei Occasionen haben», verriet der Amtsleiter weiter. «Es gibt auch keinen Malus für Verbrenner, der Elektro wird teurer als heute. Wir machen dem Parlament auch klar, dass wir das Ganze 2035 nochmals anpassen müssen.»

Beim Steuermodell B nutze man einen sogenannten Well-to-Wheel-Ansatz, schaue sich also den Verbrauch von der Energiequelle bis zum Rad an. «Dieses Modell hat den Nachteil, dass die Ansätze immer wieder neu angepasst werden müssten, weil die Autos ja in der Tendenz nachhaltiger werden», erläuterte Claudio Reich. Bei Steuermodell C, das besonders «grün» sei, werde noch mit einem zusätzlichen Gewichtsfaktor gearbeitet. «Wir empfehlen das Modell A, da es auch einfach im Vollzug ist und eine gute Abbildung der Tarifstruktur ermöglicht», meinte er abschliessend und schien selbst gespannt, für welches Modell man sich am Schluss entscheidet. Im Anschluss an diese spannenden Ausführungen dankte Andri Zisler dem am 1. August 2025 nach 38-jähriger Tätigkeit in Pension gehenden Technik-Chef Jon Andrea Parli für die sehr gute Zusammenarbeit mit den Garagen und Garagisten in all diesen Jahren.

Feuchtfröhliche Auflockerung
Zur Auflockerung erklärte dann Gastreferentin Ilona Camenzind, wieso sie unter Sprit etwas anderes versteht als die meisten Garagisten. Die Spirituosen-Sommelière und Brennmeisterin bei Kindschi Söhne AG, wo der berühmte Bünder Röteli hergestellt wird, lieferte eine spannende Einführung in die Welt der Hochprozentigen. «Ab 15 Volumenprozent oder mehr spricht man von Spirituosen. Ab 60 Volumenprozent hat man zwar noch Aroma, ab 80 ist der Geschmack neutral und man ist eher bei einem Wodka», führte sie aus. Und weil die einst typischen Schweizer Fruchtbrände nicht mehr so gefragt sind, gab Camenzind noch Tipps zu Whisky, Tequila und «den Mezcal, dessen kleineren Bruder, den man kaum kennt. Wenn man rauchige Whisky mag, dann sollte man ihn versuchen. Und bitte: Teure Whisky nicht mit Cola-Cola mischen, das wäre mein Anliegen», sagte sie zum Schluss und hatte die Lacher auf ihrer Seite.

Ärger über Parkplatzgebühren
Die erntete auch Regierungsrat Peter Peyer mit seiner Bemerkung, dass es nur ein Gerücht sei, dass Jon Andrea Parli schon dabei gewesen sei, als vor genau 100 Jahren das Fahrverbot für Autos auf Bünder Strassen gefallen sein. «Wir sind immer gut gefahren, wenn wir einander zugehört und miteinander diskutiert haben, mitunter auch hart», führte Peyer aus. «Und dann gemeinsam nach Lösungen gesucht haben. Ob es dabei um CO2 geht, Elektroauto oder auch neue Strassensteuern. Ich danke Ihnen im Namen der Bündner Regierung, für Ihren Einsatz!» Und er versprach den Garagistinnen und Garagisten auch Besserungen bezüglich der Parkplatzgebühren, die beim Strassenverkehrsamt erhoben werden. «Wir wissen von Ihrem Ärger, sind dran mit dem zuständigen Departement und wollen eine kundenfreundliche, praktikable Lösung finden.»

Drei Bereiche, drei Einblicke
Moderatorin Adrienne Krättli befragte dann auf eloquente und sympathische Art die drei AGVS-Bereichsverantwortlichen Carlo Ronner (Nutzfahrzeuge), Ronny Tuffli (Berufsbildung) und Urs Rüedi (Pannen- und Unfalldienst) zu den wichtigsten Details ihrer Bereiche. Carlo Ronner erwähnte die schwierige Situation für die Unternehmer, die trotz sehr geringer Dichte von Nutzfahrzeugen mit alternativen Antrieben schon in Werkzeuge, Diagnosegräte und vieles mehr investieren sollten. «Auch die Digitalisierung wird bei uns immer wichtiger. Kunden wollen möglichst viele Aufgaben abgeben und Garagisten werden zu umfassenden Mobilitätsmanagern. Zudem wollen Kunden nur noch einen Ansprechpartner, auch bei Auf- und Anbauten. Es wird immer schwieriger, all diese Bedürfnisse zu erfüllen», so der Nutzfahrzeug-Experte.

Ronny Tuffli (links) gab unter anderem Auskunft zur neuen Bildungsverordnung.
Ronny Tuffli wies auf die neue Bildungsverordnung hin, die nächstes Jahr in Kraft tritt, und brach eine Lanze für den AGVS-Eignungstest. «Er ist seit letztem Jahr gratis, und es wurden 25 Prozent Eignungstests gemacht. Er gibt einen sehr guten Hinweis, ob ein Schnupperlehrling eine zwei-, drei- oder vierjährige Lehre machen sollte, um ein erfolgreiches QV hinzulegen – lassen Sie diesen Eignungstest unbedingt machen», so Tuffli. Und Urs Rüedi verdeutlichte, dass auch die Aufgaben im Pannen- und Unfalldienst sich durch die Zunahme der E-Fahrzeuge verändert habe. «Vier blockierte Räder trifft man heute immer häufiger an. Und vermeintlich kleine Pannen entwickeln sich rasch zu grossen Pannen», so Rüedi. «So nebenbei geht das in Zukunft nicht, aber es bleibt eine spannende Nische, vielleicht auch für Garagisten, die ihre Marke verlieren und ein zusätzliches Standbein aufbauen wollen.»

Das neue Budget und die Mitgliederbeitragshöhe wurden im Anschluss von allen einstimmig genehmigt, ehe Jan Giger das Projekt Ausbildungslöhne vorstellte, das den Bünder Garagisten Klarheit geben soll, ob es strukturelle Anpassungen bei den Löhnen der Lernenden geben muss, um im Zuge des Fachkräftemangels bestehen zu können. Mit 25 Ja gegen 7 Nein und Enthaltung gaben die AGVS-Mitglieder grünes Licht, damit die Studie zusammen mit der Fachhochschule Graubünden aufgegleist werden kann. Schon aufgegleist, damit in Graubünden – wie schon in anderen Kantonen ebenfalls – nicht nur Lernschwache, sondern künftig auch die Lernstarken unterstützt werden können, ist «Grischa Auto Elite». Das Förderprogramm soll dafür sorgen, dass die besten Mechatroniker pro Jahrgang dereinst den Kanton noch erfolgreicher an SwissSkills oder gar WorldSkills vertreten können.

KI im Garagen-Alltag
In seinem Gastbeitrag zeigte dann Markus Aegerter von der AGVS-Geschäftsleitung, Bereich Branchenvertretung, wie man als Garagist von Künstlicher Intelligenz (KI) profitieren kann. «Wir sollten sie sinnvoll einsetzen, ohne dabei den Menschen aus den Augen zu verlieren», so Aegerter. «KI kann Aufgaben erledigen, aus Datenmengen Schlüsse ziehen.» Bei der Fehlersuche und der Diagnose könne KI Leitplanen liefern, wie man vorgehen soll, oder sie helfe auch bei der automatisierten Terminplanung. KI eigne sich, um die Arbeitslast besser zu verteilen und könne die Effizienz bei der Lagerverwaltung verbessern. «Arbeitsplätze fallen durch KI nicht weg, aber es kann eine Entlastung von Routinearbeiten bedeuten, und die Mitarbeitenden können sich um anspruchsvollerer Dinge kümmern», beruhigte Markus Aegerter. «Und wichtig: Auch mit KI bleibt die menschliche Interaktion mit den Kundinnen und Kunden entscheidend. KI ist ein Tool und kein Ersatz für einen Mitarbeitenden. Sie hat ein grosses Potenzial auch im Garagengewerbe, aber es ist wichtig, dass der Mensch damit nicht in den Hintergrund rückt!»

Schlussgang und Sägemehl
Bevor zu elektrifizierten Benzingesprächen beim Apéro und einem gemeinsamen Abendessen gestartet wurde, erhielten die Bünder Garagistinnen und Garagisten noch einen Einblick in den Schwingsport von Spitzenschwinger Christian Biäsch und Mario John, Vizepräsident des ESAF 2025 in Mollis GL. Vollblutschwinger Biäsch mit seinen bislang 19 Kränzen sieht sich bereit für die neue Saison: «Das Wintertraining war sehr streng, aber man zehrt davon im Sommer. Gross geändert habe ich an der Vorbereitungen nichts. Wenn es in der Saison vor dem EASF funktioniert, dann wird es auch in einer ESAF-Saison funktionieren.» Und das wird eine grosse «Kiste» in Glarus, wie Mario John allen verdeutlichte: «Das ESAF Chur 1995 hatte noch ein Budget von 5,5 Millionen, dreissig Jahre danach haben wir ein Budget von 43 Millionen, 180 Leute im OK sowie 8000 Gastgeberinnen und Gastgeber, wie wir die Freiwilligen nennen. Am letzten ESAF kamen 400'000 Besucher, und wir erwarten in Mollis etwa gleich viele. Die Arena fasst wieder 56’500 Leute, grösser geht gar nicht.»

Auf diese grosse Kulisse freut sich Schwinger Biäsch: «Bei einem kleineren Kranzfest, da ist man eher unter den Leuten. Ein megaspezieller Moment am ESAF ist, wenn am Morgen die Hymne gespielt wird, das ist ein Hühnerhautmoment!» Biäsch erklärte zudem, dass sein ESAF-Ziel sei, offensiv und gut zu schwingen. «Er ist recht bescheiden», wirft Mario John ein. «Sein Ziel muss der Eidgenössische Kranz sein, auf dem Niveau ist er jetzt!» Und auf die kecke Frage von Moderatorin Adrienne Krättli, zu welchem Traumauto ein Schlüssel im Gabentempel denn passen müsste, verriet der ESAF-Vizepräsident diplomatisch: «Zu einem Suzuki, die unterstützen uns als Goldsponsor in Mollis sehr stark.» Und Ford-Fahrer Biäsch ergänzte verschmitzt: «Einen VW- oder Audi-Schlüssel würde ich schon noch nehmen vom Gabentempel.»
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